Stellungnahme zu den Plänen von der Ministerin für Soziales, Frau Aminata Touré
Frau Touré plant etwas gegen den Fachkräftemangel in den Kindertagesstätten zu tun.
So weit so gut. Leider findet der Begriff der Pädagogischen Fachkräfte in ihren Plänen keine bzw. nur in einer untergeordneten Rolle statt.
Jahrzehntelang wurde für die Anerkennung der Berufe der staatlich anerkannte(n) Erzieher*in und der/ des Sozialpädagogischen Assistenten*innen gekämpft. Qualitätsstandards sollten gesteigert, mindestens aber nicht gesenkt werden.
Der Vorschlag der Ministerin hier nun „Hilfskräfte“ einzusetzen, die bestenfalls eine kurze Schulung genossen haben, und sich mit weiteren Schulungen Weiterqualifizieren können, ist ein Schlag ins Gesicht aller qualifizierter Fachkräfte. Langjährige Ausbildungen mit Examen und Staatsexamen (Erzieher*) Fachabschlüsse (SPAs) kann man nicht mit Schulungen ersetzen.
Die größte Ressource unseres Landes sind unsere Kinder. Aus diesem Grund wurde die Betreuung, Bildung u d Erziehung der Kinder in die Hände von pädagogischen Fachkräften gelegt.
“Bildung ist die mächtigste Waffe, die Du verwenden kannst, um die Welt zu verändern.“ (Nelson Mandela) Diese Fachkräfte haben die lange Ausbildung an Fachschulen für Sozialpädagogik absolviert und die entsprechenden Abschlüsse erlangt. Langjährige Ausbildungen mit Examen und Staatsexamen (Erzieher*) Fachabschlüsse (SPAs) kann man nicht mit Schulungen ersetzen.
Ausbildungen, für die sie keine Ausbildungsvergütung erhalten haben, die selbst finanziert wurden.
Die Vergütung für die anspruchsvollen und verantwortungsvollen Tätigkeiten in den Kindertagesstätten war und ist immer noch nicht angemessen.
Die Belastungen körperlich, mental, akustisch sind enorm.
Immer mehr Fachkräfte verlassen immer früher dies Betätigungsfeld, weil die Anforderungen stetig wachsen.
Dies sind einige der Ursachen für einen Fachkräftemangel, der über viele Jahre von der Politik verwaltet wurde.
Und nun soll die Tür für Hilfskräfte oder nenne wir sie mal überspitzt pädagogisch talentierte Menschen geöffnet werden?
In vielen Kindertagesstätten gab es Versuche, sogenannte 1,-€ Jobber einzusetzen. In den meisten Fällen ist dies gescheitert.
Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch. Es geht nicht darum, Menschen als unfähig darzustellen. Es geht darum, die Bedeutung und den Wert einer qualifizierten Ausbildung an Fachschulen für Sozialpädagogik in Verbindung mit Praktika in Einrichtungen zu betonen.
Hat Frau Touré sich hierzu mal bei dem Praktiker*innen umgehört? Wer soll wie und wann diese Personen anleiten?
Es klingt schön, wenn Frau Touré davon spricht, dass nun Hilfskräfte dem pädagogischen Fachpersonal bestimmte nicht-pädagogische Arbeiten abnehmen sollen, damit diese dann mehr Zeit für die wichtigen Aufgaben hat.
Aber wo bitte schön soll hier die Grenze zwischen den Tätigkeiten gezogen werden?
Welche Tätigkeiten sind es wert von einer Fachkraft getan zu werden und welche nicht?
Frühkindliche Bildung beginnt mit Bindungsarbeit. Kinder müssen vertrauen, sich sicher und angenommen fühlen. Dies bildet den Grundstein allen weiteren pädagogischen Handelns.
Aufgaben wie Kinder wickeln (auch die dreijährigen Kinder, die noch Windeln tragen), beim Anziehen helfen, spielen, vorlesen, beobachten, anleiten, die Kindliche Neugierde anregen und fördern, unterstützen, Elternarbeit, Einhaltung von Kinderschutz diese Liste ließe sich unendlich lange fortführen - und dem Umsetzen der Bildungsleitlinien sind nicht voneinander zu trennen und definitiv die Aufgabe von qualifiziertem Fachpersonal.
„Bildung beginnt mit Neugierde.“ (Peter Bieri)
In der täglichen Realität stehen die Fachkräfte in einem immer größer werdenden Spannungsfeld.
Die Anzahl der Kinder mit erhöhtem Betreuungs- und Unterstützungsbedarf wird immer höher. Die Gruppengröße ist dem Bedarf nicht angepasst Die Frühkindliche Bildung soll und darf nur von qualifizierten Fachkräften den Kindertagesstätten umgesetzt werden.
Frau Touré, Sie können die pädagogischen Fachkräfte unterstützen indem sie -die Ausbildung mit einer Ausbildungsvergütung gesetzlich für alle Ausbildungsgänge festlegen, -die Fachschulen mehr Ausbildungsklassen für Erzieher*innen und SPAs anbieten, -das Gehalt der verantwortungsvollen Tätigkeit anpassen -die Gruppengröße reduzieren -nach einer bestimmten Anzahl von Tätigkeitsjahren in Kindertagesstätten einen abzugsfreien früheren Renteneintrittsalters ermöglichen -dem qualifizierten Fachpersonal auch eine angemessene Wertschätzung entgegenbringen.
Die Arbeitsbedingungen verbessern wie z.B. die Anzahl der Schließtage wieder auf den ursprünglichen Stand bringen -bei Gesetzesänderungen nicht nur den Ansprüchen von Eltern nachkommen, sondern auch die der pädagogischen Fachkräfte und deren Erfahrungen im pädagogischen Handlungsfeld berücksichtigen.
Wir laden alle Politiker gerne mal ein, eine Woche in einer KiTa zu hospitieren. Lautstärke, Aufgabenvielfalt, Verantwortung, Flexibilität, Belastung- wie lange würden sie dem standhalten?
Sorgen Sie dafür, dass Träger von Kindertagesstätten z.B. Küchenkräfte refinanzieren können, damit Fachpersonal sich nicht mehr um das benutzte Geschirr kümmern muss.
Sorgen Sie dafür, dass unsere Kinder auch zukünftig pädagogisch betreut und nicht nur aufbewahrt werden.
Sorgen Sie dafür, dass es sich für Menschen lohnt, eine pädagogische Fachausbildung zu machen.
Ihr Ansatz Frau Sozialministerin Frau Touré ist ein Schlag ins Gesicht all der qualifizierten pädagogischen Fachkräften, die jeden Tag in den Kindertagesstätten ihrem Betreuungs-, Erziehungs- und Bildungsauftrag nachkommen und dabei die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu unterstützen und das leibliche, seelische und geistige Wohl des Kindes fördern.
„Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung.“ (John F. Kennedy)
Deshalb sagen wir NEIN zu ihren Plänen!
Der Landesvorstand Nord der Kirchengewerkschaft
Die Gewerkschaft für mitarbeitende in Kirche, Diakonie und Caritas
(verantwortliche im VS-Frau Karin Loos)
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