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1. Mai 2016

                       

Altersarmut

 

Zurzeit in aller Munde: Altersarmut. Dass sie kommt, oder besser schon lange zum Alltag gehört, ist zumindest den vielen Betroffenen klar. Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit diesem Thema geht? Ich merke, wie sich Enttäuschung breit macht und trotz christlicher Sozialisation Wut aufsteigt.

Die Parteien der großen Koalition versuchen ihre Fehler, die zum jetzigen Rentendebakel geführt haben nun hektisch zu korrigieren.

Hier nur einige Beispiele einer m.E. verfehlten Politik:

Von 2000 bis 2012 sind die Löhne in Deutschland insgesamt um 26,3% gestiegen.

Im genannten Zeitraum sind die Preise durchschnittlich um 23% gestiegen. Die Reallöhne sind also fast unverändert geblieben. Die Beschäftigten hatten einen Lohnzuwachs von

26,3%, die Waren und Dienstleistungen sind um 23% teurer geworden. Es bleibt eine Reallohnsteigerung (Kaufkraftsteigerung) von lediglich 3,3% in zwölf Jahren.

Wie schmerzlich muss das für die vielen gering verdienenden Beschäftigten sein. Ich meine besonders die Beschäftigten in Kirche, Diakonie und Caritas die jetzt schon nicht von ihrem Gehalt leben können. Was bedeutet das für die spätere Rente?

Gegen den Widerstand der CDU wird Anfang 2015 der Mindestlohn von 8,50 Euro eingeführt. Hand aufs Herz, liebe Leserinnen und Leser, wissen Sie, was das für den Einzelnen bedeutet?

Hermann-Josef Tenhagen, Chef des Online-Verbrauchermagazins „Finanztipp“, rechnet vor: Wer heute den Mindestlohn von 8,50 Euro die Stunde bezieht, muss 63 Jahre Vollzeit arbeiten, um auf das Niveau einer Grundrente zu gelangen. „Das sind 840 Euro im Monat“, sagt Tenhagen. (aus Focus.de)

Hier noch einige Zahlen, die für sich sprechen:

Die Renten steigen zum 1. Juli 2016 im Westen um 4,25% im Osten um 5,95%.

Infolgedessen erhöht sich die Zahl der Rentner, die dann erstmals Steuern zahlen müssen, um 160.000.

Gleichzeitig sinkt der steuerfreie Teil der Rente schrittweise.

2005 betrug dieser noch 50%. Wer seinen Ruhestand am 1. Juni 2016 antritt, erhält lediglich28%. Damit nicht genug. Im Jahr 2040 entfällt der steuerfreie Beitrag ganz.

Gebetsmühlenartig wird in Politik und Wirtschaft darauf hingewiesen, dass die Menschen immer älter werden und die Jungen das finanzieren müssen. Selbst wenn die Zahlen solide wären, wird deutlich, dass dieses Finanzierungssystem nicht nachhaltig das eigentliche Problem beheben kann.

Wir brauchen mehr Menschen, die einzahlen. Was ist mit den Beamten, den Selbstständigen, Freiberuflern?

Ein Blick über den Zaun in die Schweiz könnte helfen.

Der wesentliche Unterschied der deutschen Rentenversicherung zum Modell der Schweiz besteht in der Verpflichtung aller Einwohner, in die umlagefinanzierte, gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen.

Stattdessen schwadroniert der Finanzminister über eine Rente ab 70.

Was bedeutet das für mich, für uns als Gewerkschaft und vielleicht auch für Sie als Leser und Leserin?

1. Wir dürfen der Politik nicht alles durchgehen lassen.

2. Kirche und Gewerkschaften sollten sich ihrer Verantwortung für das Gesamtwohl der Menschen bewusst sein und Stellung beziehen.

3. Je mehr Beschäftigte Mitglieder einer Gewerkschaft werden, desto größer wird der Einfluss auf Politik und Wirtschaft.

4. Wir brauchen daher nicht viele kleine, mittlere und große Verbände in der Kirchen Diakonie und Caritas, die sich für die Beschäftigten einsetzen, wir brauchen eine große Kirchengewerkschaft mit eigenständigen Landesverbänden für alle.

 

 

Eine Bundesgewerkschaft für die beiden großen Kirchen und für die Diakonie und Caritas.

 

 

Für den Bundesvorstand

Ralf Reschke

Vorsitzender

 

 


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