Corona-Virus VI
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
am Mittwoch, den 29.04.2020 hat die Bundesregierung beschlossen, 1.000,00 € Sonderprämie für Beschäftigte in der stationären Langzeitpflege und in der ambulanten Pflege zu zahlen.
Dieses wird seitens der Kirchengewerkschaft grundsätzlich begrüßt.
Nach den derzeitig vorliegenden Informationen ist für den Bereich des Caritas und der Diakonie eine entsprechende Regelung noch nicht getroffen.
Wir, die Kirchengewerkschaft, ihre AVR-Kommissionen und ihre Tarifkommission, arbeiten verstärkt an einer entsprechenden Regelung.
Seitens der Kolleginnen und Kollegen in den sozialpartnerschaftlichen und tarifpartnerschaftlichen Gremien wirft dieses mehr Fragen und Wünsche auf, als dass hier Freude entsteht.
Wie wir den bisherigen Gesetzentwürfen entnehmen können, geht es um die geschätzten Kolleginnen und Kollegen in der Alten- und ambulanten Pflege.
Wenn wir nun von einem solidarischen Denken und solidarischem Handeln ausgehen, wird ein Großteil der Beschäftigten in sog. systemrelevanten Bereichen vergessen.
Die gesamten Erzieherinnen, Heilpädagoginnen und Kolleginnen und Kollegen, die in Wohngruppen sowie in anderen Betreuungseinrichtungen arbeiten, finden in der Öffentlichkeit kaum bis gar keine Anerkennung.
Hier muss nach unserer Auffassung einmal deutlich die Belastung kommuniziert werden.
Diese Kolleginnen und Kollegen arbeiten nun rund um die Uhr 24 Stunden an 7 Tagen, da die zu Betreuenden nicht in ihre gewohnten Werkstätten oder in andere Fördereinrichtungen können.
Die zu Betreuenden gehören ohne Frage zur großen Risikogruppe, die besonders zu beschützen ist.
Vom Verständnis der Kolleginnen und Kollegen her muss deutlich benannt werden, dass diese Belastung (den Schutz vor Corona) auch beinhaltet, dass diese Menschen versorgt, betreut und begleitet werden.
Wir hören aus den Gruppen und Einrichtungen, dass viele Angst haben und gar nicht wissen bzw. verstehen, worüber wir denn reden, wenn wir Corona benennen.
Auch sollte bei der Bonusfrage über die Erziehungsdienst in den ganzen Notgruppen nachgedacht werden.
Die Kirchengewerkschaft fordert alle Beteiligten, Entscheidungsträger und Sozialpartner dienstgeberseitig auf, auch diese Berufsgruppe gezielt mit ins Auge zu nehmen.
Wenn wir systemrelevant denken und wir dem Applaus, der Schokolade, dem kostenfreien Essen, den kostenfreien Konzerten vor den stationären Einrichtungen, den stationären Wohngruppen auch Folgewirkungen zukommen lassen wollen, müssen genau diese Bereiche wertschätzend dauerhaft in der Vergütung angehoben werden.
Zu Beginn der Corona-Krise gab es viele öffentliche Stimmen auch von Entscheidungsträgern aus der Politik, aus der Gesellschaft, die eine Mindestforderung von 4.000,00 € brutto bzw. in bestimmten Bereichen eine 30 % ige Gehaltsforderung gefordert haben.
Dieses ist offensichtlich verklungen.
Mit Blick auf den morgen bevorstehenden 1. Mai und das große Thema der Solidarität muss nach unserer Auffassung ein besonderes Augenmerk auf alle systemrelevanten Bereiche gelegt werden.
Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die Corona-Prämie für alle gilt.
Alle, die in den jeweiligen einzelnen Bereichen der Versorgung hilfsbedürftiger Menschen arbeiten, gearbeitet haben und
auch noch weiterhin arbeiten, müssen eine entsprechende nicht nur auskömmliche, sondern wertschätzende Vergütung erhalten.
Nach unserer Einschätzung zeigt es sich, dass in dieser Krise aus verschiedenen Töpfen in verschiebenden Entscheider-runden Gelder freigemacht werden können, die nicht nur vorübergehend als Einmalzahlung, sondern auch dauerhaft in das Sozial- und Wirtschaftssystem eingepflegt werden müssen.
Solidarisches Handeln in dieser Zeit heißt auch, Arbeitnehmerrechte zu sichern, durchzusetzen sowie Arbeitnehmerrechte zu steigern und dafür Sorge zu tragen, dass durch eine wie jetzt akute Krise die Kolleginnen und Kollegen nicht noch einen wirtschaftlichen Schaden hinnehmen müssen, den sie nicht zu verantworten haben.
Nur eine starke Kirchengewerkschaft kann diese Forderung und dieses Handeln vorantreiben.
Deshalb jetzt Mitglied werden!
In diesem Sinne wünschen wir allen Arbeitnehmerinnen und Arbeit-nehmern gleich in welchem Bereich sie tätig sind, systemrelevant oder nichtsystemrelevant, einen solidarischen, kämpferischen, gewerkschaftlichen 1. Mai.
Der Bundesvorstand der Kirchengewerkschaft mit seinen Landesverbänden.
Alle reden von Solidarität!
Wir auch!
Ohne Dich sind wir eine*r zu wenig!
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